Phasen in der Traumatherapie
Ressourcen- und körperorientierte Behandlung
Die Behandlung von Traumafolgestörungen kann die Lebensperspektive positiv verändern. Oft genügen bereits die Methoden der Stabilisierungsphase, um Wahrnehmungs-, Erlebens- und Verhaltensweisen zu korrigieren und die Lebensqualität deutlich zu verbessern. Es ist nicht sinnvoll, traumatische Gefühle und Erinnerungen in ihrer vollen Intensität erneut zu durchleben. Stattdessen ist es wichtig, vorhandene Fähigkeiten und Ressourcen zu erkennen und zu würdigen, ebenso wie das erlittene Leid und die Ohnmacht.
„Ähnlich wie echte Trauer Depressionen vertreibt, führt eine gelungene Traumasynthese dazu, dass Flashbacks und andere unangenehme Folgen des Traumas verschwinden oder zumindest nur noch sehr selten auftreten.“ Michaela Huber
Themen in der Traumatherapie können sein
Innere Stabilität und äussere Sicherheit
Reorientierungs- und Distanzierungstechniken
Körpergrenzen, Achtsamkeitsübungen
Nein sagen – Nähe und Distanz
Selbstregulierung, Selbsterforschung, Selbstfürsorge, Selbstakzeptanz
Umgang mit Krisen, Dissoziation, Flashbacks, Intrusionen
Selbstwirksamkeit, Ressourcen
Kontruktives Umgehen mit Gefühlen und Bedürfnissen
Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmung, Selbstverantwortung
Skills – Hilfe zur Selbsthilfe
Kennenlernen und Kommunikation mit inneren Anteile
Phasen in der Traumatherapie
1. Phase – Beziehungsaufbau & Stabilisierung
Die Stabilisierungsphase in der Traumatherapie ist ein heilender, ressourcenorientierter Prozess und oft die längste und wichtigste Phase. Hier werden eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung aufgebaut, das Therapieziel erarbeitet und eine Bestandsaufnahme der Symptome sowie der Ressourcen und Kompetenzen der Klientin durchgeführt.
2. Phase – Traumabearbeitung
Je stabiler die innere und äußere Sicherheit, desto eher kann die Traumabearbeitung erfolgen. Dabei wird behutsam vorgegangen, indem traumatische Erlebnisse aus der Distanz betrachtet werden. Bewährte Methoden sind die Polyvagaltheorie, Ego-State-Therapie, TRIMB, Bildschirmtechnik und Embodimentübungen. Der Körper wird mit all seinen Sinnen einbezogen, und die Bearbeitung erfolgt schonend und kontrolliert.
3. Phase – Integration
In dieser Phase wird das Erlebte in die eigene Lebensgeschichte eingeordnet. Es geht darum, Trauer, Schmerz, Wut und traumabedingte Einschränkungen und Verluste zu verstehen und zu würdigen. Auch die Fähigkeit, sich selbst Trost zu spenden oder Trost von anderen anzunehmen, spielt eine Rolle. Erinnerungen sind nicht mehr von überwältigenden Gefühlen begleitet. Die Klientin erkennt: „Ich habe überlebt. Ich bin eine Überlebende. Es ist vorbei!“
Diese Phasen verlaufen nicht strikt nacheinander, sondern in einem zyklischen Prozess, bei dem sich Elemente verschiedener Phasen abwechseln können. Nach einer Traumakonfrontation kann beispielsweise erneut Stabilisierungsarbeit notwendig werden.
Wichtige Bausteine in der Traumatherapie
Stärkung und Mobilisierung von Ressourcen: Lernen, gut für sich zu sorgen und positive Gegengewichte zu traumatischen Erfahrungen zu schaffen.
Imagination und hypnotherapeutische Methoden: Nutzung der Vorstellungskraft zur Verbindung von Verstand, Gefühl und Körper sowie zur Stressreduktion.
Achtsamkeitsübungen und Körperarbeit: Traumasensitives Yoga, Atemübungen und Selbstberührung verbessern die Selbstwahrnehmung und Selbstregulierung.
Diese Techniken helfen, traumatische Symptome zu reduzieren, neue Stabilität und Stärke zu entwickeln, gesunde Grenzen zu ziehen und besser mit Stress umzugehen. Sie lernen, die Kontrolle über traumatische Symptome zu erlangen und Hilflosigkeit zu verringern.
„Wenn wir Patienten dabei unterstützen, auf ihre innere Weisheit zu hören, unterstützen wir ihre Selbstheilungskräfte und das freie Fließen dieser oft verschütteten Ressourcen.“ Luise Reddemann
Traumatic Growth
Der Begriff „traumatic growth“ bezeichnet das Wachstum, das aus der Bewältigung traumatischer Erfahrungen resultiert. Dabei werden oft mehr Tiefe, Reife und Weisheit erlangt sowie neue Ressourcen und Fähigkeiten entwickelt, die das Leben bereichern. Diese neuen Fähigkeiten und Ressourcen ermöglichen es, Visionen für ein freies und selbstbestimmtes Leben zu entwickeln.